Wege machen Landschaft – landschaftsbezogenes Wegekonzept für den Münchner Grüngürtel

Fußverkehr

Stadt München

Nominiert für den Bundespreis Stadtgrün 2020 in der Kategorie „gemanagt"

 

Projektbeschreibung

Das anhaltende Wachstum in Stadt und Region München bedeutet eine zunehmende Flächeninanspruchnahmen durch häufig monofunktionale und sich tendenziell voneinander abgrenzende bauliche Nutzungen. Parallel werden aber auch die Anforderungen der Gesellschaft an die ökologischen, funktionalen und ästhetischen Qualitäten der verbleibenden stadtnahen Freiräume vielfältiger. Gleichzeitig wird der Wert dieser Zwischen-Räume aber oft auch unterschätzt.

Wie lässt sich der Grüngürtel vor diesem Hintergrund für eine landschaftsbezogene Erholung in Wert setzen, sichern und qualifizieren? Hier setzt die Konzeptstudie "Wege machen Landschaft" an. Darin werden a) die Wahrnehmungs- und Erlebnisqualitäten des Münchner Grüngürtels herausgearbeitet, b) gestalterische und funktionale Kriterien für ein landschaftsbezogenes Wegesystem formuliert sowie c) methodische Werkzeuge und inhaltliche Vorschläge für die Landschaftsentwicklung mit und entlang von Wegen gemacht. Die Studie liefert Beiträge zur Visualisierung und Kommunikation landschaftlicher Qualitäten und Potentiale sowie Grundlagen für weitere Planungen und Projekte. In Verbindung mit einer integrierenden und z. T. auch experimentellen Herangehensweise setzt sie vor allem einen strategischen Handlungsrahmen, der am Tagesgeschäft all derjenigen ansetzt, die an und in den stadtnahen Freiräumen arbeiten. Gemeinsam sollen die Themen Landschaftserleben und Erholung in den "Alleskönner-Landschaften" am Stadtrand sektoren-, kommunen- und rollenübergreifend, vorangebracht werden.

Sichtbar wird dies, wenn Projekte mit neuen Partnern und mit Blick auf Multifunktionalität und Erlebnisqualität bearbeitet werden. Dadurch gewinnen sie an gestalterischer und funktionaler Qualität.

Multifunktionalität

Wege erschließen Landschaftsräume ästhetisch und funktional. Sie sind Orte der Integration, der Auseinandersetzung und des Austauschs. Als netzförmiger öffentlicher Raum verknüpfen sie unterschiedliche Nutzungen. Gerade in den heterogenen Landschaften am Stadtrand, mit ihrem Nebeneinander von Landwirtschaft, Siedlungs- und Gewerbegebieten, von Naturschutzflächen, Entsorgungseinrichtungen und Verkehrsinfrastrukturen, ermöglichen sie Durchgängigkeit und Multifunktionalität. Abwechslungsreiche, funktionale und Orientierung stiftende Wege tragen dazu bei, faktische, visuelle und mentale Barrieren zu überwinden und Einzelelemente zu einem Ganzen zu verknüpfen.

Dass man bei der Arbeit mit Wegen auf pragmatisch und flexibel auf punktuelle bzw. räumlich begrenzte Interventionen setzt, wird den komplexen Nutzungsmustern und Eigentumsverhältnissen im Grüngürtel in besonderem Maße gerecht.

Interdisziplinarität/Integrierte Zusammenarbeit

Das Wegekonzept wurde in einem ko-kreativen Prozess über verschiedene Formate mit unterschiedlicher Zusammensetzung erarbeitet. Deren wesentliche Qualität lag im offenen und konstruktiven Austausch über kommunale, institutionelle, fachliche und administrative Grenzen hinweg. Wege zeigten sich dabei als idealer Ansatz, um über Qualifizierungsmöglichkeiten für den Grüngürtel ins Gespräch zu kommen. Sie sind positiv besetzt und alle können aus eigener Erfahrung bzw. aus dem eigenen fachlichen Hintergrund heraus beitragen.

Prozess

Alle Akteure konnten sich in Workshops und auf Grüngürtel-Walks über ihre Wahrnehmungen, Ideen, Perspektiven und Ziele austauschen und diese in die Entwicklung des Wegekonzepts einbringen. Die Walks setzten stark auf den direkten Ortsbezug. Es gab Gespräche mit Naturschützern, Historikern und Landwirten vor Ort und für manche Abschnitte galten bestimmte Regeln – etwa zu schweigen –, um die Sinne für die Landschaft zu schärfen. Die interkommunalen Workshops dienten dazu, Konzepte und Ideen mit den Nachbarkommunen auf Arbeitsebene zu diskutiert und deren aktuelle Planungen im Kontext der Wegekonzeption zu erörtern.

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